Das B’Rock Orchestra mit René Jacobs auf Tour

Das B’Rock Orchestra aus dem belgischen Gent ist schon lange kein reines Barockorchester mehr, sondern hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr (und mit großem Erfolg) mit klassischem, romantischem und auch zeitgenössischem Repertoire auseinandergesetzt. Gemeinsam mit seinem spiritus rector René Jacobs hat das Ensemble mit der Aufführung und Aufnahme sämtlicher Schubert-Sinfonien ein Langzeitprojekt begonnen, das im  März 2018 mit einer Tournee durch Belgien, Frankreich, Östereich und Europa offiziell an den Start geht.

Auf dem Programm stehen die Sinfonien Nr. 1 und Nr. 6 sowie – verweisend auf Schuberts intensive Beschäftigung mit dem klassischen Erbe – Mozartarien, gesungen von der Sopranistin Robin Johannsen.

René Jacobs über das Schubert-Projekt

Die nächsten Konzerte in 2018

Mitte Februar sind einige unserer Ensembles auf Tournee in Europa zu erleben: B’Rock, Il Giardino Armonico und musicAeterna gastieren mit spannenden Dirigenten und Solisten bei renommierten Veranstaltern in Europa. Und das hierzulande noch weniger bekannte Finnish Baroque Orchestra ist mit einem wahrhaft royalen Programm unterwegs.

Weitere Details über Daten und Programme erfahren Sie in unserem Newsletter.
Wenn wir Sie in unseren Verteiler aufnehmen sollen, senden Sie uns bitte eine Mail an info(a)andreasrichter.berlin

Frohe Weihnachten & einen guten Rutsch!

Langsam aber sicher neigt sich das Jahr 2017 dem Ende entgegen. Für uns war es ein ereignisreiches und aufregendes Jahr  – mit erfolgreichen Konzerten in ganz Europa, mit neuen Ensembles auf der Liste und neuen Kollegen im Team. Wir haben mit dem Eifman-Ballett St. Petersburg und dem Perm Ballett die Sparte „Tanz“ in unser Angebot aufgenommen und möchten mit den Projekten der Aga Khan Music Initative den eurozentrisch geprägten Klassikbegriff um die musikalischen Schätze des näheren und des ferneren Ostens erweitern.

Das Jahr 2018 starten wir mit René Jacobs und B’Rock in Frankfurt, mit Il Giardino Armonico, Giovanni Antonini und Anna Prohaska beim Heidelberger Frühling, mit musicAeterna, Teodor Currentzis und Alexander Melnikov an weiteren europäischen Musikzentren. Spätere Tourneen führen uns mit dem Freiburger Barockorchester erstmals nach Asien. Über weitere Projekte unserer Ensembles informieren wir Sie gerne auf unserer Website, per Newsletter und in den sozialen Medien.

Zunächst gönnen wir uns jedoch ein paar Tage Ferien: Zwischen dem 22. Dezember 2017 und 3. Januar 2018 ist unser Büro nicht besetzt. In dringenden Fällen  bitten wir um eine Mail an info@andreasrichter.berlin.
Nun wünschen wir Ihnen und euch ein schönes Weihnachtsfest, entspannte Feiertage und einen guten Rutsch in ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2018!

ECHO KLASSIK 2017 für “Telemann”

Anlässlich des 250 Todesjahres des Magdeburger Komponisten Georg Philipp Telemann veröffentlichten Il Giardino Armonico und  Giovanni Antonini eine Einspielung mit Werken für Blockflöte und Ensemble. Als besondere Rarität mit dabei: die Sonata für zwei Chalumeaux, Violine und Continuo. Für diese Aufnahme ernteten Ensemble und Dirigent (der hier auch als Solist an der Blockflöte brilliert) großes Lob von der Presse sowie eine ganze Reihe Auszeichnungen – unter anderem den Diapason d’or, Le choix de France musique und den Choc Classica. Im November 2017 nahm Giovanni Antonini bei der offiziellen Preisverleihung in der Hamburger Elbphilharmonie den ECHO KLASSIK 2017 in der Kategorie Konzerteinspielung bis inkl. 18. Jahrhundert entgegen.

musicAeterna und Teodor Currentzis in Europa

Mit drei unterschiedlichen Konzertprogrammen kehren  Teodor Currentzis, der „Revoluzzer“ unter den Dirigenten (Die Zeit, 2016), und musicAeterna zu einer vierwöchigen Konzertreise nach Westeuropa zurück. An ihrer Seite: die aus Moldawien stammende Ausnahme-Violinisten Patricia Kopatchinskaja, die sich bereits im Frühjahr 2016 mit einer viel gepriesenen Tschaikowsky-Einspielung als kongeniale Partnerin für Dirigent und Orchester erwies –  „Das Ergebnis ist ‚Starkstrom aus dem Lautsprecher‘“, urteilte der Deutschlandfunk über die Aufnahme.

Mit  Alban Bergs Violinkonzert und Gustav Mahler Sinfonie Nr. 1 wird zu Beginn der Tournee zwei der bedeutendsten musikalischen Erneuerer ihrer Zeit gedacht. Kontemplation im “Andenken an einen Engel” wird visionärem Furor eines getriebenen Schaffensgeistes gegenübergestellt.

Salutations de Vienne à  France – heißt es dann im zweiten Programm, das zwei besondere Werke der Wiener Klassik präsentiert. Wie “öhl” sei ihm das “strasbourger=Concert” von der Hand gegangen, meinte Mozart über sein Violinkonzert in D-Dur, das stark von französischen Traditionen geprägt ist – ebenso wie Beethovens Sinfonie Nr. 3, in die er aus ursprünglicher Bewunderung für Napoleon Motive französischer Revolutionsmusik einarbeitete. Am 10. April  wird im Teator Comunale statt Mozarts Violinkonzert sein Klavierkonzert Nr. 25 g-moll, interpretiert von Alexander Melnikov zu erleben sein.

Schließlich stehen – passend zur nahenden Osterezeit – mit Pergolesis „Sabat Mater“ und Haydns „ Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ (in der Orchesterfassung) zwei Kernwerke  sakraler Musik auf dem Programm. Als Solisten sind die  spanische Sopranistin Nuria Rial und die irische Mezzosopranistin Paula Murrihy zu erleben.

#Radialforum mit Andreas Richter

Nicht weniger als die Zukunft der Kultur stand beim Forum „Kultur der Zukunft – 10 Herausforderungen“am 5. September auf der Agenda des Radialsystem, konkretisiert anhand von 10 Herausforderungen – eine für jedes Lebensjahr des ehemaligen Pumpwerks an der Spree, das in dieser Woche seinen zehnten Geburtstag feiert. Typisch für die Gründer und künstlerischen Leiter Jochen Sandig und Folkert Uhde, dass sie nicht nur feiern, sondern dabei ihren steten Diskurs über die Herausforderungen an Kunst und Kultur in einer sich rasant wandelnden Stadt fortsetzen.

Mit dem Radialsystem bin ich schon lange verbunden, nicht nur als Besucher zahlreicher Veranstaltungen, sondern auch als Mitveranstalter und Produzent mehrerer „Radialer Nächte“ mit dem Mahler Chamber Orchestra und zuletzt zweier Abende mit MusicAeterna aus Perm. Mit The Sound of Light und Radiale Nacht Beethoven V haben wir versucht, Orchestermusik mit Tanz, Raum und Licht in einen anderen, besonderen Kontext zu stellen. Insofern war es mir eine Ehre, als Moderator mit einer der zehn Arbeitsgruppen die Frage zu erörtern, wie mehr Gerechtigkeit in der öffentlichen Kulturförderung möglich sein könnte. Ein Thema, dass mich auch in den Diskussionen des „Forum Zukunft Kultur“, meiner Arbeitsgruppe in der Stiftung Zukunft Berlin, immer wieder beschäftigt.

Interessant war der Vergleich der beiden Fallgeber zum Thema: Dr. Winrich Nussbaummüller, Leiter der Abteilung Kultur der Landesregierung Vorarlberg, berichtete, wie dort ein Kulturfördergesetz erarbeitet und mittels einer Enquete-Komission eine zukunftsweisende Kulturstrategie sowie verbindliche Kriterien und Richtlinien zur Kulturförderung entwickelt wurden. Christophe Knoch stellte dagegen als Sprecher der Berliner Koalition der Freien Szene die komplexen Prozesse dar, durch die sich dieser Verbund zunächst konstituiert hat und dann im Rahmen der Diskussionen um die „City-Tax“ versuchte, Prozesse und Kriterien für die Kulturförderung zu definieren.

In Berlin kamen also sowohl der Impuls wie auch konkrete Vorschläge aus der Szene, von den potenziellen Empfängern der Förderung, und in Vorarlberg aus der Verwaltung, von Seiten der Fördernden. Nun sind Vorarlberg und Berlin sicher nicht in allen Punkten vergleichbar, aber es zeigte sich einmal mehr in aller Deutlichkeit, dass die Berliner Kulturpolitik den Anforderungen der wachsenden Metropole und der sich in ihren Produktionsweisen verändernden Kulturlandschaft sehr wenig gerecht wird.

Und wo blieb bei alldem die Gerechtigkeit?
Interessant war für mich vor allem die Erkenntnis, dass es hierbei weniger um die absolute Bezahlung von Künstlerinnen und Künstlern geht, auch nicht um die unterschiedlichen Voraussetzungen für die jeweiligen Produktionsprozesse, sondern vor allem um ein Gefühl von Gerechtigkeit, das sich dann einstellt, wenn Verfahren über Förderentscheidungen transparent und verlässlich sind, wenn es den Arbeitsweisen der Szene angemessene Förderstrukturen gibt und wenn, regelmäßige Kommunikation und Teilhabe an gemeinsam entwickelten und geregelten Verfahren ermöglicht wird.
Ich finde das einen sehr demokratischen und auch erwachsenen Anspruch und so hoffe ich, dass dieser  in der nächsten Legislaturperiode endlich auch von der Politik eingelöst werden kann.

Saisonbeginn auf Lesbos

In der Tat kann man sich einen schlimmeren Saisonbeginn vorstellen, als ausgerechnet im sonnigen Süden am Mittelmeer. Als Chairman des Board of Advisors besucht Andreas Richter die zweiten Ausgabe des Molyvos International Music Festival auf der griechischen Insel Lesbos. Dass ausgerechnet dort im Sommer 2015 ein Kammermusikfestival ins Leben gerufen wurde, überrascht dann doch – denn seit Jahren nehmen die meisten Europäer die Insel in erster Linie als Anlaufstelle für hunderttausende Flüchtlinge, die die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer überlebt haben, wahr. Überdies scheint das finanziell und wirtschaftlich seit Jahren gebeutelte Griechenland auch ohne internationale Flüchtlingskrise augenblicklich nicht gerade prädestiniert, neue Festivals hervorzubringen.

Und doch haben sich ausgerechnet hier Menschen zusammengefunden, die einen solchen Anfang wagen. Einen Anfang mit jungen Menschen, die in ein offenes, vereintes Europa hineingeboren wurden, die exzellente Ausbildungen erfahren und schon früh erlebt haben, dass Dialog, Austausch und Zusammenarbeit über Grenzen hinaus nicht nur funktioniert, sondern in unserer Welt selbstverständlich sein sollte. Deshalb haben sie sowohl junge Musiker wie auch renommierte Stars eingeladen, die überall auf der Welt zu Hause sind oder sein könnten. Deshalb haben sie von Anfang an stark auf Vernetzung und Kooperation mit anderen europäischen Städten und Ländern gesetzt.

Mit der Gründung des Molyvos Festivals ist eine enorme Verantwortung einhergegangen, denn auf Lesbos – im Gegensatz zu anderen griechischen Inseln – ist der Tourismus in einem empfindlichen Maße eingebrochen, und die Insel droht in der allgemeinen Wahrnehmung als Elendsstrand der Ägäis unterzugehen. Mit der Etablierung eines neuen, hochkarätigen Festivals könnte dem entgegengewirkt werden, zumal die politisch Verantwortlichen vor Ort diese Chance schnell erkannt haben und trotz der finanziell nach wie vor prekären Situation die Macher nach Kräften unterstützen. Den Menschen vor Ort wird damit gezeigt, dass sie nicht allein gelassen und die Insel nicht aufgeben wird. Aber auf Dauer wird Enthusiasmus allein nicht ausreichen, um dem Festival zu der Entfaltungskraft zu verhelfen, die jetzt schon zu erahnen sind. Dazu bedarf es eines gemeinsamen, eines europäischen Engagements und die (Rück-)Besinnung auf die Grundwerte, die einst den Weg in ein vereintes Europa gangbar machten.