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Radialforum mit Andreas Richte

©Markus Werner

#Radialforum mit Andreas Richter

Nicht weniger als die Zukunft der Kultur stand beim Forum „Kultur der Zukunft – 10 Herausforderungen“am 5. September auf der Agenda des Radialsystem, konkretisiert anhand von 10 Herausforderungen – eine für jedes Lebensjahr des ehemaligen Pumpwerks an der Spree, das in dieser Woche seinen zehnten Geburtstag feiert. Typisch für die Gründer und künstlerischen Leiter Jochen Sandig und Folkert Uhde, dass sie nicht nur feiern, sondern dabei ihren steten Diskurs über die Herausforderungen an Kunst und Kultur in einer sich rasant wandelnden Stadt fortsetzen.

Mit dem Radialsystem bin ich schon lange verbunden, nicht nur als Besucher zahlreicher Veranstaltungen, sondern auch als Mitveranstalter und Produzent mehrerer „Radialer Nächte“ mit dem Mahler Chamber Orchestra und zuletzt zweier Abende mit MusicAeterna aus Perm. Mit The Sound of Light und Radiale Nacht Beethoven V haben wir versucht, Orchestermusik mit Tanz, Raum und Licht in einen anderen, besonderen Kontext zu stellen. Insofern war es mir eine Ehre, als Moderator mit einer der zehn Arbeitsgruppen die Frage zu erörtern, wie mehr Gerechtigkeit in der öffentlichen Kulturförderung möglich sein könnte. Ein Thema, dass mich auch in den Diskussionen des „Forum Zukunft Kultur“, meiner Arbeitsgruppe in der Stiftung Zukunft Berlin, immer wieder beschäftigt.

Interessant war der Vergleich der beiden Fallgeber zum Thema: Dr. Winrich Nussbaummüller, Leiter der Abteilung Kultur der Landesregierung Vorarlberg, berichtete, wie dort ein Kulturfördergesetz erarbeitet und mittels einer Enquete-Komission eine zukunftsweisende Kulturstrategie sowie verbindliche Kriterien und Richtlinien zur Kulturförderung entwickelt wurden. Christophe Knoch stellte dagegen als Sprecher der Berliner Koalition der Freien Szene die komplexen Prozesse dar, durch die sich dieser Verbund zunächst konstituiert hat und dann im Rahmen der Diskussionen um die „City-Tax“ versuchte, Prozesse und Kriterien für die Kulturförderung zu definieren.

In Berlin kamen also sowohl der Impuls wie auch konkrete Vorschläge aus der Szene, von den potenziellen Empfängern der Förderung, und in Vorarlberg aus der Verwaltung, von Seiten der Fördernden. Nun sind Vorarlberg und Berlin sicher nicht in allen Punkten vergleichbar, aber es zeigte sich einmal mehr in aller Deutlichkeit, dass die Berliner Kulturpolitik den Anforderungen der wachsenden Metropole und der sich in ihren Produktionsweisen verändernden Kulturlandschaft sehr wenig gerecht wird.

Und wo blieb bei alldem die Gerechtigkeit?
Interessant war für mich vor allem die Erkenntnis, dass es hierbei weniger um die absolute Bezahlung von Künstlerinnen und Künstlern geht, auch nicht um die unterschiedlichen Voraussetzungen für die jeweiligen Produktionsprozesse, sondern vor allem um ein Gefühl von Gerechtigkeit, das sich dann einstellt, wenn Verfahren über Förderentscheidungen transparent und verlässlich sind, wenn es den Arbeitsweisen der Szene angemessene Förderstrukturen gibt und wenn, regelmäßige Kommunikation und Teilhabe an gemeinsam entwickelten und geregelten Verfahren ermöglicht wird.
Ich finde das einen sehr demokratischen und auch erwachsenen Anspruch und so hoffe ich, dass dieser  in der nächsten Legislaturperiode endlich auch von der Politik eingelöst werden kann.